Texte zum Nachsinnen für ruhige Minuten

 

"Wirf den Helden in dir nicht weg!"

 

Helden  - sind das nicht Antiquitäten wie in alten Heldensagen, also fremd und fern? Oder noch schlimmer: missbraucht, rot oder braun?

Wir sind heute vielfach bedrängt, vieles stürzt auf uns ein von allen Seiten.

Komme ich dagegen an, kann ich dem etwas entgegensetzten, finde ich die Kraft, mich nicht unterkriegen zu lassen?

Bin ich nicht angewiesen auf Helden? Auf welche Helden?

Nietzsche fordert von uns: "Wirf den Helden in dir nicht weg!" Wenn der Held in mir sein soll, muss er klein sein - habe ich ihn übersehen? Oder gar belächelt - wie Goliath den David?

Bei der russischen Matrjoschkapuppe kommt immer eine neue zum Vorschein und noch eine und ... bis zuletzt die Kleinste erscheint, klein, aber massiv - unscheinbar, aber von innen erfüllt, stark, Zentum aller Hüllen.

"Klein, aber fein!", sagt man und - fängt nicht alles Große klein an? Aus dem Zentrum, aus der Mitte, aus der Ruhe? Und das Drumherum - oft so lästig-,ist es nicht auch ein Schutz, Schutz für den "Helden in uns"?

Der kleine Held in uns ist die Kraft, sich nicht unterkriegen zu lassen, von nichts und niemandem. Er ist die Kraft zur Zivilcourage.

"Wirf den Helden in dir nicht weg!" Denn er ist da, wenn auch sehr verborgen, leicht zu übersehen, wie die letzte, die kleinste Puppe.

 

Günther Dellbrügge "Lichtanker. Texte zum Aufrichten"

BUNTES

grüne gurken

ernten

weissen reis mit

roten paprika

 kochen

gelben käse

aufschneiden und

blaue trauben

 auspressen

 

orange drops

lutschen

von der grünen

brokkolisuppe

kosten

braune walnüsse

 knacken

 

natürlich kannst du auch

  den ganzen tag

schwarzbrot

essen

doch dann entgeht dir

die buntheit

des lebens.

 

Sabine Heuser

 

Sonnenstrahlen Vorräte fürs Leben

 

Bevorratungen

 

Habe gesammelt

Gute Erinnerungen

An schöne Tage

Viel Sonnenschein

Fotos vom letzten Sommer

Wunderbare Augen-Blicke

Verwahrt in meiner Seele

 

Habe aufbewahrt

Für schlechte Tage

Viele Dosen Mut

Und einige Gläschen Tapferkeit

 

Meine Bevorratung ist manchen bekannt

Die dann und wann anklopfen

Wenn deren Vorräte erschöpft

 

Auch für dich

Stehen hier in meinem Regal:

Süße Trostmarmelade

Und saure Gurken zum Lustigwerden

Hier schick`ich dir den Zweitschlüssel

Zu meinem Haus, das du betreten darfst

                                                Sei willkommen...                                     

     Doris Wohlfarth

 

 

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Wenn du am Morgen erwachst,

denke darüber nach,

was für ein köstlicher Schatz es doch ist,

            zu leben, zu atmen und sich zu freuen.           

  Marc Aurel

 

 

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Bist du schon auf der Sonne gewesen?

Nein? - Dann brich dir aus einem Besen

ein kleines Stück Spazierstock heraus

und schleiche dich heimlich aus dem Haus

und wandere langsam in aller Ruh

                  immer direkt auf die Sonne zu.                 

   Joachim Ringelnatz

 

 

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Komm

lass uns die Farben

suchen gehen

an Tagen wie diesen,

die eintreten

ungefragt

mit ihren staubgrauen Stiefeln.

Irgendwo

ist immer noch

eine Stunde,

die auf der hohen Kante

ein Bündel Sonnenstrahlen

liegen hat

                     für Dich und mich.                       

   Isabella Schneide

ERKENNTNIS

Nichts gegen die grauen Tage!

Ohne sie würden wir die bunten nicht so lieben!

Es ist ähnlich wie mit dem Glück;

Um seine Köstlichkeit zu schmecken,

müssen wir auch die schweren Stunden aushalten!

                                                       Angelika  Wolff

 

Kinder sollten mehr spielen,

als viele Kinder es heutzutage tun.

Denn wenn man genügend spielt,

solange man klein ist, dann trägt man

Schätze mit sich herum, aus denen man

 später sein Leben lang schöpfen kann.

Dann weiß man, was es heißt,

in sich eine warme geheime Welt zu haben,

die einem Kraft gibt,

wenn das Leben schwer wird.

Was auch geschieht, was man auch erlebt,

man hat diese Welt in seinem Inneren,

an die man sich halten kann.

 

Astrid Lindgren

Erziehung ist Beispiel und Liebe-

sonst nichts.

 

Friedrich Fröbel

Die Natur will, dass Kinder Kinder bleiben,

bevor sie zum Erwachsenen werden.

 

Jean-Jacques Rousseau

Denn wir können die Kinder nach

Unserem Sinn nicht formen;

So wie Gott sie uns gab, so muss man sie

Haben und lieben.

 

Johann Wolfgang von Goethe

Ein Gramm gutes Beispiel

wirkt mehr als

ein Zentner Worte.

 

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Bei Kindern braucht man ein Gläschen voll Weisheit,

ein Fass voll Klugheit und

ein Meer voll Geduld.

 

Franz von Sales

Erst wenn man selbst Kinder hat,

erkennt man der Eltern Güte.

 

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Wer Geld hat, aber keine Kinder hat,

ist nicht wirklich reich;

wer aber Kinder hat, aber kein Geld,

ist nicht wirklich arm.

 

Chinesisches Sprichwort

Zwei Bauersleuten schenkte der Himmel ein Kind.

Sonst aber hatten sie nicht viel zum Leben. Als sie

einmal vom Feld nach Hause gingen, entdeckten

sie eine Höhle, die sie nie zuvor beachtet hatten.

In der Höhle saßen kleine Wichte an einer langen

Tafel. Die zählten Gold. Die Bauersleute klagten

den Wichten, dass sie nur das Kind und sonst nicht

viel zum Leben hätten. Ob sie nicht etwas von dem

Golde abbekommen könnten. Darauf sagte eins der

Wichte: „Kommt herein, und was ihr nach draußen

tragen könnt, gehört euch. Aber was ihr liegen lasst,

ist für uns.“ Die Eltern stiegen in die Höhle und legten

ihr Kind auf den Boden. Sie füllten sich die Taschen

ihrer Kleider und Schürzen voller Gold, bis sie ganz

krumm gingen. Und als sie damit hinausgehen wollten,

fragt eins der Wichte: „Seid ihr sicher, dass ihr genug

habt? Vergesst ihr auch das Beste nicht?“ Die beiden,

indem sie Angst hatten, es könne ihnen wieder etwas

genommen werden, antworteten: „Nein, nein, wir sind

schon zufrieden“ und traten schnell ins Freie. In dem

Moment schnappte das Schloss hinter ihnen zu.

 

Nach einem niederländischen Märchen

Sage es mir, und ich vergesse es;

zeige es mir, und ich erinnere mich;

lass es mich selbst tun, und ich behalte es.

 

Konfuzius

In mancher Provokation steckt auch der

Wunsch nach Klarheit.

 

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Eine glückliche Mutter ist für die Kinder

segensreicher als hundert Lehrbücher

über die Erziehung.

 

Pestalozzi

Die Hand, die die Wiege bewegt,

bewegt die Welt.

 

Albrecht Goes

 

Die zurückgelass‘nen Kinder

 

Manchmal höre ich sie grölend durch die Häuserschluchten zieh’n.

Manchmal seh‘ ich sie an Wände ihre Höhlenzeichen sprüh’n.

Manchmal fallen sie wie Wölfe über Unschuldslämmer her.

Die zurückgelass’nen Kinder, Schnauze voll und Augen leer.

 

Ihre Eltern, aber sagen, wenn sie krumm gehen nach dem Gold:

„Wir tun’s nur für unsre Kinder! Hab’n das Beste nur gewollt!“

 

Hinter Flipperautomaten spielen sie ums kleine Glück.

Blättern lustlos in den Pornos, immer Traurigkeit im Blick.

Ein Gefühl, beinah wie Hunger oder Heimweh, das sie packt.

Die zurückgelass’nen Kinder. Ungetröstet. Splitternackt.

 

Hilflos rufen ihre Eltern. Doch die Drähte sind gekappt.

Sie war’n grade so beschäftigt, als die Türe zugeschnappt.

 

Manche gehen langsam unter. Andre steigen auf im Nu.

Drücken dir, als smarte Herren, skrupellos die Kehle zu.

Kein Gewissen kann sie bremsen bei der Schlacht ums große Geld.

Die zurückgelass‘nen Kinder, die sich rächen an der Welt.

 

Gerhard Schöne